Das Geheimnis der Terra Preta do Indio

Wissenschaftler entschlüsseln das Geheimnis der „Terra Preta do Indio“. Der schwarzen Indianererde wird eine besondere Fruchtbarkeit nachgesagt. Was kann der Wunderboden so alles leisten? Diese schwarze Erde kann die Menschheit vor Hunger und Not bewahren und dabei auch das Klima retten. Endlich sind wir soweit die Erkenntnisse aus der untergegangenen Hochkultur anzunehmen und für unser heutiges Leben anzuwenden.

Terra Preta do Indio Copyright by Imgo

Dem Geheimnis der

Terra Preta do Indio

auf der Spur

Wie kommt es dazu, dass auf öden und kargen Ackerböden, fruchtbare blühende Felder vorgefunden wurden? Die Wundererde Terra Preta war schon lange für ihre besonderen Fähigkeiten bekannt. Jedoch erst vor 30 Jahren entdeckten die Forscher den rätselhaften Ursprung der Terra Preta und fanden heraus, dass diese Eigenschaften menschengemacht sind. Dank dieser uralten Technik, erwuchs eine großartige Agrarkultur im Amazonasbecken. Immer mehr Errungenschaften der alten Indios kommen ans Tageslicht. Bei der Entschlüsselung des Rezeptes der Terra Preta do Indio stellte man fest, dass die wichtigste Zutat die Pflanzenkohle darstellt.

Was ist Terra Preta?

Es wurden sehr oft im unfruchtbaren Amazonasbecken ganz unterschiedlich große Areale fruchtbarer Erde entdeckt. Die portugiesisch sprechende Bevölkerung Amazoniens benannte die Erde nach ihrer ungewöhnlich schwarzen Farbe: Terra Preta. Jeder, der ein solches Stück Land besitzt, kann sich glücklich schätzen. Wie im Schlaraffenland wachsen ihm die Feldfrüchte quasi in den Mund. Und das völlig ohne ein Zutun, Jahr für Jahr! Wie kann das sein? Eigentlich sind die Böden im Amazonasbecken so schlecht, daß Landwirtschaft nur durch Brandrodung möglich ist. Dieser Boden war wegen seiner außergewöhnlichen Fruchtbarkeit sehr begehrt, dass er abgebaut und sogar bis nach Übersee verkauft wurde. Deshalb verhängte Brasilien sogar einen Exportstopp von Terra Preta Böden.

Erst um die 1990er Jahre wiesen Wissenschaftler nach, daß die schwarzen Böden von untergegangenen indigenen Kulturen stammen. Seitdem kennt man die Böden auch unter der Bezeichnung Terra Preta do Indio - die schwarze Erde der Indios. Diese Böden sind unglaublich fruchtbar. Aber wieso? Denn sie sind auf einem sehr unfruchtbarem Ausgangsboden, dem Ferralsol (Sol = Boden, Fer = Eisen , Al = Aluminium). Das sind über Millionen von Jahren völlig ausgewaschene unfruchtbare und saure Böden. Darauf wuchsen ausgedehnte Regenwälder.

Durch große Artenvielfalt und die schnelle Mineralisierung gedeihen die Regenwälder unabhängig von ihrem Untergrund. Ackerbau ist nur wenige Jahre nach der Brandrodung oder durch massiven Einsatz von Kunstdünger möglich.

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Das Rezept der Terra Preta do Indio

Die entscheidende Zutat der Terra Preta ist Pflanzenkohle. Außerdem: Essensreste, Fisch-, Fleisch- und Pflanzenabfälle sowie tierische und menschliche Exkremente. Das klingt für uns nicht sonderlich schmackhaft, jedoch gerade im Urin steckt wertvolle Pflanzennahrung. Und vielleicht war es gerade der üble Geruch der menschlichen Ausscheidungen, der zur Erfindung der Terra Preta

führte. Denn Pflanzenkohle nimmt zuverlässig Gerüche auf und ganz besonders gut den beißenden Gestank von Ammoniak. Alle Zutaten wurden in großen Tongefäßen geschichtet und die Pflanzenkohle machte aus den sonst schnell verderblichen Abfällen wertvollen Dauerhumus. Mehr ...

Ohne Pflanzenkohle würden viele „Zutaten“ im heißen und feuchten Klima sehr schnell vergehen. In den sandigen Böden Amazoniens fehlen die feinen Tonminerale um fruchtbare Ton-Humus-Komplexe zu bilden. Diese Aufgabe übernimmt die Pflanzenkohle. Viele Tonscherben, die in der Terra Preta gefunden wurden, deuten darauf hin, das die Indios „Nachttöpfe" benutzt haben. Wahrscheinlich wurde Urin und Kot von einander getrennt gesammelt, da reiner Urin sich hervorragend zum „Aufladen" von Pflanzenkohle eignet. Diese kleinen Töpfe entleerte man dann mit allen weiteren Zutaten in große, 200-300 Liter Tongefäße, von denen gleich mehrere in einer Reihe hinter dem Haus standen. Vermutlich wurde der Inhalt nicht kompostiert, sondern unter Luftabschluss fermentiert, da man passende Deckel für die Gefäße gefunden hat. Sicher ist, das der fertige Inhalt schliesslich in die Gärten gelangt ist. Weniger anzeigen

Terra Preta do Indio - Mit Pflanzenkohle gelingt der Aufstieg zur Hochkultur

Die Entwicklung der fruchtbaren Terra Preta ermöglichte es Menschen, unermessliche Nahrungsüberschüsse zu produzieren. Dies war die Grundvoraussetzung für die Entwicklung einer Kultur, es entstanden große Städte, die Menschen domestizierten Paranuss, Kakaobaum und Kohlpalmen.

Die absolute Blüte erreichte die Terra Preta Kultur zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert. Erst in jüngster Zeit entdecken Forscher immer mehr und mehr Spuren dieser untergegangenen, hochentwickelten Zivilisation: Breite, schnurgerade Straßen verbanden sternförmig hunderte nach Plan gebaute Ortschaften mit bis zu 60.000 Einwohnern. Mehr ...

Eine komplexe Raumordnung, künstliche Fischteiche, Dämme, kilometerlange Kanäle und weit gespannte Brücken zeugten von einer hochtechnisierten Kultur mit bis zu 25 Mio. Menschen. Um die großen zentralen Siedlungen von bis zu 200 ha Größe spannte sich ein Netz aus kleineren Ortschaften mit 2.500 - 5.000 Einwohnern. In und um die Siedlungen erstreckten sich die fruchtbaren Terra Preta Gärten. Insgesamt 154 km2 Terra Preta Flächen sind bisher nachgewiesen. Mit Einzelflächen von 0,1 - 350 ha. Diese Fakten und Überlieferungen zeugen von einer sehr langen Tradition. Tatsächlich sind die ältesten Funde über 7.000 Jahre alt. Weniger anzeigen

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Der Untergang der Terra Preta Kultur

Über Jahrhunderte erlebte Terra Preta Kultur Epochen des Wachstums und Wohlstands auf den unfruchtbaren Böden der Amazonasbeckens. In völlige Vergessenheit geriet diese Kultur nach ihrem jähen Ende durch die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus. Noch bevor die eigentliche Unterwerfung Amerikas begann, breiteten sich Grippe, Pocken, Thyphus und Masern aus. Mehrere Wellen dieser Epidemien rafften binnen kürzester Zeit 70-90% der Ureinwohner dahin. Die Terra Preta Kultur ging unter. Und noch bevor die ersten europäischstämmigen Siedler das Gebiet erreichten, hatte der Dschungel alle Spuren überwuchert - das Geheimnis der Terra Preta ging verloren. Die einzige Überlieferung dieser Zeugenschaft stammt von dem Missionar Francisco de Orellana. Mehr ...

Er berichtete nach seiner Expedition in den Jahren 1441-42 von blühenden Landschaften und großen Städten mit Millionen von indigenen Einwohnern an den Flüssen der neuen Welt. Das war sicher eine maßlose Übertreibung. Später glaubte man seinen Berichten von großen Heeren wehrhafter Kriegerinnen nicht mehr, denn es fanden sich keinerlei Spuren dieser Kultur. Jedoch der mächtigste Fluß der neuen Welt trägt bis heute den Namen dieser Kriegerinnen: Amazonas. Weniger anzeigen

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Die Wiederentdeckung der Terra Preta

Obwohl die Terra Preta Vorkommen in der Neuzeit gerne genutzt und auch ausgebeutet wurden, konnte sich niemand ihre Entstehung erklären. Erst 1990 gelang es deutschen Spezialisten nach intensiver Forschung zu beweisen, dass Terra Preta durch Menschen gemacht ist. Überall in den bis zu 2m mächtigen Terra Preta Schichten waren Tonscherben zu finden.

Schnell begriffen die Forscher, welchen unglaublichen Schatz es dort zu heben gab. Und nicht wenige sind sich sicher, dass Pflanzenkohle zur der nächsten landwirtschaftlichen Revolution beitragen wird. Denn die fantastischen Eigenschaften der Pflanzenkohle machen aus degenerierten Agrarsteppen belebte und fruchtbare Fluren. Mehr ...

Immer mehr Wissenschaftler aus unterschiedliche Disziplinen forschen an Terra Preta und Pflanzenkohle. Es werden fast täglich neue Erkenntnisse gewonnen. Einige wichtige Erkenntnisse sind: Pflanzenkohle wird auf dem Weg zur Terra Preta Herstellung aufgeladen oder `veredelt´. Womit? Mit Nährstoffen wie Mist, Gülle, Kompost oder Fermenten. Das zuführen von organischer Substanz ist wichtig, damit sich Huminstoffe bilden können. Die Wirkung setzt meist nicht unmittelbar ein, sondern steigert sich langsam aber gewaltig, vergleichbar wie mit einem guten Wein, die gereifte Pflanzenkohle ist die beste. Viel hilft viel und wenig hilft wenig. Es bedarf einer gewissen Mindestmenge an Pflanzenkohle um einen sich selbst verbessernden Boden zu schaffen. Je schlechter und je sandiger ein Boden, desto schneller die Wirkung und desto größer die Ertragssteigerungen. Viele Hobby- und Berufsgärtner, Bodenkundler, Landwirte, Kompost- und Substrathersteller tüfteln seit langem mit Pflanzenkohle an besseren Böden und Erden. Egal ob man mit Pflanzenkohle seine eigene Terra Preta herstellt oder auf fertige Pflanzenkohle Produkte zurückgreift, man belebt und verbessert Böden, schafft neuen Lebensraum und schützt das Klima. Weniger anzeigen

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